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Samstag, 3. Januar 2015

Schlechte Aussichten

Sie war am Ende. Kein Mann weit und breit weckte noch ihr Interesse. 
Irgendwann muss Schluss sein, dachte sie. Was für ein Theater, und alles nur, weil sie irgendwann mal geboren worden war! Dieses Getue um Liebe ging ihr auf den Nerv. Sie fühlte sich fehlgeleitet, verarscht von einer Idee, die alle Menschen befiel, sobald sie zu pubertieren begannen.
Liebe, dachte sie. Liebe!  Ein chemischer Vorgang, der das Aussterben der Menschheit verhindern soll! Für den Fortbestand ihrer Sippe hatte sie gesorgt. Ihre Pflicht war erfüllt.
Männer waren kein Geheimnis mehr. Deren Werbeversuche entlockten ihr nur ein mitleidiges Grinsen. Mit den Jahren erschienen sogar die immer geistloser.
Nun hockte sie auf einem Felsen, ohne den dieser Strand an Romantik eingebüßt hätte und beglotzte das Meer. Seit Stunden starrte sie auf die Wellen und wie diese mit gähnender Monotonie ans Ufer schwappten.
Und dann kam er. 
Seine Augen leuchteten in der Farbe des Meeres. Sie strahlten wie die gerade untergehende Sonne. Langes Haar wallte über die breiten Schultern. Der Wind frischte auf. 
Er sprach sie an!
„Hier, deine Brille. Die hast du im Zelt vergessen. Kommst du? Wir wollen jetzt grillen, Oma.“

Vom Gärtner

Ein Mauerblümchen fristete sein Dasein am Fuße einer alten Ruine.
Eines Tages erschien ein Mann und beschloss in der Nachbarschaft einen Garten anzulegen. Bald blühten dort wunderschöne Rosen. 
Das Mauerblümchen freute sich anfangs über die Gesellschaft. Jedoch musste es feststellen, dass die Rosen es nicht wahrnahmen. Da reifte sein Entschluss zu blühen wie die stolzen Rosen. Von Tag zu Tag gelang ihm dies besser, auch wenn die Anstrengung Rosenblätter nachzuahmen seine ganze Kraft kostete. Wie freute es sich, als der Gärtner es endlich entdeckte!
Der nahm es mit den Worten „Du bist hier falsch!“ beim Schopf und riss es aus.

Montag, 22. Dezember 2014

Mogds god

Derch de stillen Straden
fleucht än kolder Wind
un in Nachbors Gaden
spölt än Deibelskind.

In myn Hus, darinnen,
mang dä Reneklouden,
schoull myn Herz verrinnen,
droben up dän Bouden.

Wesst, ick häb verjäten,
wau myn Leevster weilt
un nu halft mir späten
Deern de Strick un heilt.

Mogd et god, ihr Leude,
kolder Wind dröcht sacht
myne Seel met Freude
övers Dach – god Nacht.


För de hochdütschen Lü:


Machts gut

Durch die stillen Straßen
flieht ein kalter Wind
und in Nachbars Garten
spielt ein Teufelskind.

In meinem Haus, darinnen,
zwischen Renekloden,
soll mein Herz verrinnen,
oben auf dem Boden.

Wisst, ich hab vergessen,
wo mein Liebster weilt
und nun hilft mir spätem
Mädchen der Strick und heilt.

Macht es gut, ihr Leute,
kalter Wind trägt sacht
meine Seele mit Freude
übers Dach – gut' Nacht.