Dienstag, 21. Januar 2020

Drum prüfe, was sich ewig bindet

Am Rande eines Brunnens hockte
ein Viech, das Mückenweibchen lockte.
Der Sabber troff ihm aus der Gosch.
Ihr wisst schon wem? Na klar: dem Frosch!
Die Mücken, schier paralysiert
und auf den Brunnen programmiert,
umkreisten dessen feuchte Chose.
Der Lurch erstarrte in der Hose.

Rasch war die Erste auserkoren,
der Protz begann sie anzubohren.
Doch leider leider: Sein Entzücken
traf dummerweis nur andre Mücken.
Sein Trost: „Ein Mücklein unter vielen
wird sich schon finden, nur gut zielen!“
Im Schatten, unter einem Schirmchen,
baut vorsorglich der Gute Türmchen.

Dort raunt er leis: „In der Natur
fühlt sich, wie ich, die Kreatur,
tatsächlich als ein junger Spund ...“
Das Mücklein hörts mit spitzem Mund.
Ihr Blickt streift teilnahmslos den Rasen.
Da hat der Frosch sich aufgeblasen!
Schon rappelte und zappelts flugs
in seiner klammen Unterbuchs!

„Komm her zu mir, du junges Stück,
hier findest du dein großes Glück!“
(Wie er dabei die Zunge streckte,
die Hüfte schwang, die Lippen leckte!)
Die Mück war schlau, denn sie blieb fern,
schier unerreichbar wie ein Stern.
Zum allem Ungemach verschwand
ihr Antlitz hinterm Brunnenrand.

Der Nix begann das Lied zu pfeifen:
„Ich muss mich hier auf nichts versteifen!
Ich sag es euch geradeaus,
die nächste bleibt kein Augenschmaus.
Gewiss, der Hunger knautscht bereits
im Leibe mir. Doch keinen Geiz:

Zur Not werd ich mir eine nehmen,
die grade noch … Was soll das Grämen
um eine Schönheit hier am Ort“
und formulierte gierig fort.
„Ach küsst mich bitte, küsset mich!
Ich bin ein Prinz!“, quakt Kröterich.
Er warf dem Mückenschwarm entgegen:
„Wie schön ihr seid! Göttlicher Segen!“,

worauf die Mücken ihn umschwirrten
gleich einem religiösen Hirten.
Da jagt die Zunge in die Luft,
schnappt fangbereit aus diesem Schuft.
Die Mücke, die dran kleben blieb,
vermutete, er hätt' sie lieb
und riss die Beinchen in die Höhe.
Vom Brunnenrand riefs: „Wehewehe!"

Mit einem Happs ward sie verschluckt
kaum dass sie einmal nur gezuckt.
Der Grüne, indes er verdaut,
hat sich nach Vorrat umgeschaut.
Das Mücklein hinterm Brunnenring
schnauft einmal durch, denkt: ‚Wattn Ding!
So kann man sich in einem keuschen
und wortgewandten Fröschlein täuschen!‘

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